Der Winter naht, die Weihnachtsbeleuchtung erstrahlt und damit ein gewisses Unbehagen. Gäste in der Weihnachtszeit zu empfangen, ist aufregend und zugleich beunruhigend. Die gute Nachricht: Diese Befürchtung ist weder selten noch dauerhaft, und sie kann sogar ein wertvoller Verbündeter werden.
Wenn das Haus zur Theaterbühne wird
Gastgeber zu sein, besonders zu Weihnachten, fühlt sich oft an, als stünde man plötzlich im Mittelpunkt. Die Tischdekoration, die Atmosphäre, das Essen, die Musik: Alles scheint perfekt sein zu müssen. Dieser Druck rührt von der weit verbreiteten Vorstellung her, dass das eigene Zuhause und die eigene Organisation etwas über den eigenen Wert aussagen. Doch dein Körper, dein Zuhause und deine Art zu bewirten sind bereits wertvoll, warm und vollkommen. Gemütlichkeit bemisst sich nicht an der Anzahl der Kerzen oder der Größe des Weihnachtsbaums.
Die Angst vor dem Bewirten rührt oft von der Angst davor her, wie andere einen wahrnehmen. Werden sie das Chaos, das Menü oder die eigene Persönlichkeit beurteilen? Denken Sie daran: Ihre Gäste kommen in erster Linie, um einen Moment mit Ihnen zu verbringen, zu lachen, zu essen und sich wohlzufühlen. Sie sind nicht da, um Sie zu beurteilen.
Weihnachten, eine Zeit des Vergleichs… oder der Sanftmut
Die Weihnachtszeit ist ein Wirbelwind aus Vergleichen. Idealisierte Bilder fluten Schaufenster und Bildschirme: perfekt gedeckte Tische, harmonische Familien und scheinbar endlose Freude. Man vergisst leicht, dass alles inszeniert ist. Im wahren Leben besteht Weihnachten aus Menschen, die sich den Bauch vollschlagen, Lachen, das manchmal etwas zu laut ist, auch aus Momenten der Stille und unvollkommenen, aber echten Augenblicken.
Freundliche Gedanken können die Erfahrung verändern. Dein Körper hat alles vorbereitet, getragen, geschmückt und willkommen geheißen. Er verdient Anerkennung, nicht Tadel. Auch deine Energie ist wertvoll: Es ist unnötig, sich zu verausgaben, um einem Idealbild zu entsprechen.
Die Angst zähmen, Schritt für Schritt
Zähmen bedeutet, die Dinge langsam anzugehen. Beginnen Sie damit, neu zu definieren, was „Empfangen“ für Sie bedeutet. Vielleicht ist es ein einfacher Nachmittagssnack, ein gemeinsames Abendessen, bei dem jeder etwas mitbringt, oder sogar heiße Schokolade unterm Weihnachtsbaum. Sie haben das Recht, Ihre eigenen Regeln festzulegen.
Gönnen Sie sich als Nächstes Einfachheit. Ein Gericht, das Sie gerne kochen, eine Playlist, die Ihnen guttut, ein Tisch, an dem eine angenehme Atmosphäre herrscht. Gastfreundschaft bedeutet in erster Linie Präsenz, nicht Leistung.
Und nun atmen Sie tief durch. Ganz bewusst. Bevor Ihre Gäste eintreffen, nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um wieder in Kontakt mit Ihrem Körper, Ihrem Gleichgewichtssinn und Ihrem Atem zu treten. Sie sind zu Hause. Dies ist bereits ein sicherer Ort.
Angst in einen gewählten Moment verwandeln
Angst kann ein hilfreiches Signal sein: Sie zeigt Ihre Grenzen und Bedürfnisse an. Vielleicht sollten Sie die Sitzung verkürzen, sich eine Auszeit gönnen oder um Hilfe bitten. Ihr Wohlbefinden sollte niemals darunter leiden.
Was wäre, wenn Sie dieses Jahr Weihnachten zu einem ganz persönlichen Erlebnis machen würden? Eine Zeit, um die Vielfalt der Wünsche und Formen des Miteinanders zu feiern. Menschliche Wärme hängt nicht von Regeln ab, sondern von der Absicht.
Was wäre, wenn Sie es nicht erhalten möchten?
Und schließlich ist es wichtig zu wissen: Sie müssen niemanden einladen. Sie können die Feiertage oder Weihnachten ganz allein verbringen, wenn Sie das möchten. Zeit mit sich selbst zu verbringen, Ihr eigenes Tempo zu respektieren und Ihre eigenen Rituale zu schaffen, ist genauso wertvoll und bereichernd. Feiertage können vielfältig sein, und die schönste ist die, die Ihnen guttut.
Letztendlich geht es beim Überwinden der Angst vor dem Bewirten vor allem darum, auf sich selbst zu hören. Ihr Zuhause muss nicht perfekt sein, Ihr Körper muss nicht diskret sein, und Ihre Art zu feiern verdient Respekt. Ob Sie Ihre Tür öffnen, anders bewirten oder sie geschlossen halten, um einen Moment der Ruhe zu genießen – das Wichtigste ist: auf Ihr Wohlbefinden zu achten. Die Feiertage laden zu mehr Sanftmut ein, nicht zu mehr Druck.
