Versteckt in Jeans oder im Schatten von Kleidern, erfährt der Po nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie das Gesicht, das sorgfältig gepflegt wird. Oft von der Hautpflegeindustrie vernachlässigt, sehnt er sich dennoch nach Zärtlichkeit und pflegenden Ritualen. Und zum Glück hat dieser Körperteil, den wir am warmen Sandstrand präsentieren und nur wenigen Auserwählten im Privaten zeigen, nun seine eigene Pflegeroutine: die Kunst der „Po-Pflege“.
Das Gesäß, ein zu Unrecht vernachlässigter Körperteil
Ausgesetzt anstrengenden Kniebeugen, überanstrengt durch tägliches Gehen, eingezwängt in oft unbequeme Bürostühle, eingeengt in schlecht sitzende Jeans … unser Gesäß mag zwar hinter unserem Rücken verborgen und unter Stoff eingeschlossen sein, doch es leistet unschätzbare Unterstützung. Trotzdem vergessen wir regelmäßig, ihm zu danken. Die einzigen Cremes, die es erhält, riechen entweder nach Monoi-Öl oder werben mit barbarischen Versprechen wie „Anti-Cellulite“.
Das Gesäß steht im Mittelpunkt jedes Trainingsprogramms und ist dem größten gesellschaftlichen Druck ausgesetzt, doch es kommt nicht in den Genuss sanfter Feuchtigkeitscremes oder wohltuender Masken. Da das Gesäß nicht zum Anschauen gedacht ist, wird es leicht vernachlässigt. Dieser Körperteil, der mehr kritisiert als geschätzt wird, ist zwar robuster als andere, aber das schützt ihn nicht vor Hautproblemen. „Die Haut am Gesäß ist dicker als die Gesichtshaut, aber sie ist starker Reibung und Feuchtigkeit ausgesetzt. Daher kann sie unter Trockenheit, kleinen Pickeln oder sogar Keratosis pilaris leiden“, erklärt Dermatologe Kenneth Howe in Refinery29 .
Um diese Marktlücke zu schließen und dem oft vernachlässigten Po die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, haben sich Marken in diese erogene Zone vorgewagt, die zwar häufig von anderen Händen berührt wird, aber nie von uns selbst. Sie haben komplette Pflegeserien entwickelt, die denen für unser Gesicht in nichts nachstehen. Der Po hat nun einen festen Platz in unserer Hautpflege-Routine. Dank „Po-Pflege“ erfährt unser Hinterteil endlich die verdiente Aufmerksamkeit.
"Nischen"-Pflege für einen verwöhnten Po
Bislang bot der boomende Hautpflegemarkt lediglich Cremes an, die ein schlechtes Gewissen verursachten und die Haut am Po straffen, Cellulite glätten oder Dehnungsstreifen mildern sollten. Nicht gerade das, was unserem Po, der sich nach Wohlbefinden und Aufmerksamkeit sehnt, wirklich zusagte. Seit dem Aufkommen gezielter Hautpflege richten wir unseren Blick endlich über diese Körperpartie hinaus. Nun steht dem Po eine ganze Reihe von Produkten zur Verfügung, mit denen er dezent strahlen kann.
Von komplexen Seren über wohltuende Peelings bis hin zu regenerierenden Masken – der Po genießt Pflege wie nie zuvor. Angetrieben vom Trend zur Po-Pflege behandeln wir unser Hinterteil wie unser Gesicht: mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Sogar Jennifer Lopez setzt sich für einen seidig-glatten Po ein und führt diese befreiende Bewegung an. Eine naheliegende Wahl für jemanden, der seine Hüften wie ein Tanzinstrument einsetzt. Die französische Marke Nidéco, bekannt dafür, die Ideen ihrer Community zum Leben zu erwecken, bietet ebenfalls eine Behandlung namens „Butt Time“ auf Basis von Braunalgen und Milchsäure an.
„Booty Care“, eine stille Liebeserklärung
Während Dermatologen vor den Marketingtricks der „Po-Pflege“ warnen und zu Mäßigung bei Kosmetikprodukten raten, ist diese neue Körperpflegepraxis ein Akt der Selbstliebe. Sicherlich haben Marken mit „Po-Pflege“ erfolgreich ihren Ruf gestärkt und ein weiteres Bedürfnis geweckt, aber es geht nicht nur ums Geldverdienen. „Po-Pflege“ repariert weit mehr als nur Haut, die durch Druckstellen in der U-Bahn oder unter Jeansnähten gequetscht wurde. Sie wirkt auch beruhigend auf Unsicherheiten.
Die Präsentation ist zwar eindeutig marketingorientiert, die zugrundeliegende Botschaft ist aber durchaus positiv. Das Eincremen dieser oft kritisierten Körperpartie ist ein Akt der Selbstachtung und eine Möglichkeit, diesen von gesellschaftlichem Druck geprägten Bereich zurückzuerobern. Es geht nicht darum, das Aussehen unserer Haut zu korrigieren, sondern unser Selbstwertgefühl zu stärken.
Im Zuge des anhaltenden Trends zur „Po-Pflege“ flüstern wir uns bei jeder Anwendung von Creme innerlich ein: „Ich liebe mich selbst“. Unser Po, der regelmäßig unter Druck gesetzt wird, einem Kardashian-Ideal zu entsprechen, wird nun ohne Hintergedanken oder Druck verwöhnt.
